Katja Wildermuth. | Bildquelle: Peter Kneffel/dpa

75 Jahre Bayerischer Rundfunk: digital und dahoam auf Zukunftskurs

Von Dr. Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks

Der Bayerische Rundfunk kann 2024 ein besonderes Jubiläum feiern: Seine Gründung vor 75 Jahren. Als BR blicken wir voller Motivation und Zuversicht auf dieses Jubiläumsjahr: „Großartig, wie Ihre Kollegen das immer machen“, „so wichtig, dass der Bayerische Rundfunk zu uns kommt“, „in Sachen Qualität lass ich auf den BR gar nix kommen“ – das höre ich immer und immer wieder, wenn ich in Bayern unterwegs bin. Von Landräten und Feuerwehrleuten, Kulturschaffenden und Sportvereinen, Landwirten und Künstlerinnen, Universitätsprofessorinnen und Blasmusikern, Lehrern und Sozialeinrichtungen. „Mit dem BR wache ich morgens auf“, „auf Eure Recherchen kann man sich verlassen“, „unsere Kinder mögen den gleichen Sender wie wir“. Solche Rückmeldungen bekommt man nicht nur als Intendantin, sondern bekommen auch viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber vielleicht geht das manchmal unter im lauten populistischen Getöse. Diese Wertschätzung hat sich der BR über viele Jahrzehnte erarbeitet.

Am 25. Januar 1949 wurde Radio München als erster Sender in der amerikanischen Besatzungszone in deutsche Verantwortung übergeben. Rechtliche Grundlage war das am 1. Oktober 1948 in Kraft getretene „Gesetz über die Errichtung und die Aufgaben einer Anstalt des öffentlichen Rechts“. An der feierlichen Lizenzübergabe im Großen Sendesaal des Münchner Funkhauses nahmen über 200 Gäste teil. Das Orchester unter Leitung von Rudolf Alberth dirigierte die Ouvertüre zu Georg Friedrich Händels „Theodora“. In der ersten Reihe saßen die Vertreter der amerikanischen Militärregierung, der Bayerische Ministerpräsident Hans Ehard sowie der Intendant Rudolf von Scholtz und der Rundfunkratsvorsitzende Alois Johannes Lippl. In den Reden wurde schon die Bedeutung und strategische Ausrichtung des neuen bayerischen Senders deutlich. Während Intendant Rudolf von Scholtz davon sprach, dass ihm ein „wahrhaft kostbares Instrument anvertraut worden sei“, betonte der Bayerische Ministerpräsident Hans Ehard: „Damit der Bayerische Rundfunk seine Aufgabe erfüllen kann, bedarf es nicht nur der Freiheit von inneren, sondern ebenso sehr auch von äußeren Abhängigkeiten.“ Und der stellvertretende Militärgouverneur der US-Zone Deutschlands, General George P. Hays, betonte: „Es muss eine starke Einrichtung geschaffen werden, die nicht wieder Beute von falschen Sonderinteressen wird. Als ein notwendiges Glied in der demokratischen Gesellschaft muss ihre Dauerhaftigkeit gesichert sein.“ Und genau darum geht es auch heute – um das demokratische Miteinander und den wichtigen Beitrag, den wir dazu leisten können und wollen. Wir feiern 75 Jahre Bayerischer Rundfunk – das sind 75 Jahre Kompetenz in Information, Kultur, Bildung, Unterhaltung und Sport. Ich freue mich, dass der Zuspruch der Menschen in Bayern zum BR nach wie vor so hoch ist. Und dass wir unsere Stärken ‚digital und dahoam‘ mit Angeboten in der ARD Mediathek und der ARD Audiothek einerseits und Programmen mit regionaler Perspektive andererseits gut ausspielen konnten und weiter können. Die Programme des BR im Fernsehen, im Radio und im Netz erreichten 2023 jeden Tag nahezu zwei Drittel (63,4%) der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat. Dies entspricht mehr als sieben Millionen Menschen. Diese breite Akzeptanz fußt auf der hohen Wertschätzung, die die bayerische Bevölkerung dem BR entgegenbringt: 86 Prozent der Menschen ab 14 Jahren im Freistaat schätzen den BR aktuell als wertvoll für die Allgemeinheit in Bayern ein. 82 Prozent finden ihn und seine Angebote laut BR-Trend 2023 „sehr gut“ oder „gut“. Dafür ein herzliches Dankeschön an unser Publikum! Doch noch einmal zurück in die Gründungszeit: Nach den Erfahrungen im Nationalsozialismus war es das Ziel der amerikanischen Besatzungsmacht, den Rundfunk als ein dezentral organisiertes, von staatlicher Kontrolle unabhängiges, pluralistisches und demokratisches Medium zu etablieren. So hatte es bereits der „Amerikanische Entwurf zu einer Erklärung über Rundfunkfreiheit in Deutschland“ vom 14. Mai 1946 vorgesehen. Seit 1946 hatten Vertreter der Bayerischen Staatskanzlei mit den Amerikanern über ein neues Rundfunkmodell verhandelt. Schließlich setzte sich das öffentlich-rechtliche Modell – nach dem Vorbild der BBC in England – gegen den staatlichen und den privaten Rundfunk durch. Durch die drei Organe Rundfunkrat, Verwaltungsrat und Intendant*in sollte der Rundfunk weitgehend unabhängig von Regierungseinflüssen sein. Ein Modell, das sich bewährt hat. Denn der Zuspruch des Publikums und das Vertrauen in den BR sind über all die Jahrzehnte ungebrochen. Seit Herbst haben wir den „BRkompass2035“. Wertschätzung durch die Gesellschaft, Relevanz beim Publikum, Flexibilität und Attraktivität als Unternehmen sind unsere drei wesentlichen Ziele, unterlegt mit konkreten Zahlen und ersten Maßnahmen. Sie werden uns leiten, auch wenn – oder gerade wenn – die Zeiten herausfordernd bleiben, mit Blick auf die gesellschaftspolitische Entwicklung, die nächste Beitragsperiode und den rasanten technologischen Wandel. Denn das, was die Menschen in Bayern am BR schätzen und uns so oft zurufen, ist einzigartig und ein sehr hohes Gut. Frei nach dem Motto „Macher, Menschen und Momente“ werden wir am 25. Januar und im gesamten Jubiläumsjahr das Publikum, die Mitarbeitenden und Programmmacher in den Mittelpunkt stellen. Wir wollen die Menschen in ganz Bayern und uns beschenken, in dem wir noch mehr rausgehen, Journalistinnen und Journalisten gemeinsam mit den Leuten vor Ort Programm gestalten und unsere Orchester und den Chor in die Region schicken. Wir setzen auf Publikumsaktionen, die begeistern, zum Mitmachen anregen und Freude bringen und die es nur beim BR gibt. Wir werden zeigen, mit welcher Leidenschaft die Programmacher arbeiten, Tag für Tag, vom Moderator bis zur Technikerin. Auf all das und auf den Austausch mit dem Publikum freue ich mich!

Videos, Audios und Fotos zur Geschichte des BR, auch tolle historische Aufnahmen aus den Anfängen, finden sich hier:  https://www.br.de/unternehmen/inhalt/organisation/geschichte-des-br/aus-radio-muenchen-wird-der-br-100.html

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