Das Deutsche Fernsehen und die Hörfunkwellen der ARD präsentieren gegen 21:00 Uhr eine Wahlprognose. | Bildquelle: WDR

Das Fenster zur Welt

Am 27. November 1950 startete der NWDR den Testbetrieb für sein Fernsehprogramm

Seit er spektakulär aufgestockt und begrünt wurde, ist der Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg St.-Pauli das neueste Wahrzeichen der Hansestadt. Seine wuchtigen Betonmassen erinnern nicht nur an den Zweiten Weltkrieg, sie waren auch der Ort, wo vor 75 Jahren das öffentlich-rechtliche Fernsehen seine ersten Gehversuche machte. Nach technischen Vorbereitungen seit Juni 1950 und dem ersten Testbild der Nachkriegszeit am 12. Juli begann der „Nordwestdeutsche Fernsehdienst“ am 27. November dreimal pro Woche Programm auszustrahlen: montags, mittwochs und freitags abends, jeweils für zwei Stunden.

Begrünter Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld auf St. Pauli (2024). | Bildquelle: NDR/Stephan Spiegelberg
Begrünter Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld auf St. Pauli (2024). | Bildquelle: NDR/Stephan Spiegelberg

Meist waren es „unmittelbare Sendungen“ – heute sagen wir „live“ –, die im stickigen, improvisierten Mini-Studio des Bunkers produziert und von dort in den Äther geschickt wurden. Mit 25 Bildern pro Sekunde – auf diesen Standard hatte man sich erst im Sommer geeinigt. Der Sendemast für die Stadt stand auf dem Bunkerdach. Bald schon entstand ein gemeinsames Testprogramm für das gesamte Gebiet des NWDR, und im Oktober 1951 stellte der Sender auf der Deutschen Industrieausstellung in Berlin mit einem exklusiven Messe-Programm das immer noch neue Medium vor. Ost-West-Konkurrenz gab es auch schon hier: Die DDR begann zur selben Zeit mit den Vorbereitungen für ihr staatliches Fernsehprogramm.

Am Ersten Weihnachtstag 1952 ist dann die Probezeit für die Hamburger Fernsehpioniere endlich vorbei: „Vor etwa zwei Stunden“, sagt der Sprecher, „genau um 20 Uhr begann das regelmäßige Fernsehprogramm in Deutschland.“ Damit ist die junge Bundesrepublik „nach England und Frankreich der dritte Staat Europas, in dem das öffentliche Fernsehen eingeführt ist.“ Am folgenden Abend wird die erste Tagesschau gesendet, gerade einmal 1.000 Menschen können sie empfangen – aber das wird nicht lange so bleiben.

Christoph Bungartz, Journalist und Redakteur des NDR Fernsehens

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Teaserbild: Bundestagswahl am 19. September 1965 mit einer Premiere: Das Deutsche Fernsehen und die Hörfunkwellen der ARD präsentieren gegen 21:00 eine Wahlprognose. (Bildquelle: WDR)

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