Ulrich Wilhelm, Tony Hall und Lutz Marmor | Bildquelle: NDR/Morris Mac Matzen

"MITTENDRIN – 70 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk" am 15. April 2019

„Das Jahr 2019 lädt in besonderer Weise dazu ein, über die Grundlagen unserer Gesellschaft, über das Zusammenleben sowie die Bedingungen und Möglichkeiten der Kommunikation in einer freien, demokratischen Staatsform nachzudenken,“ so Prof. Dr. Heinz Glässgen einleitend in der Broschüre „70 Jahre Demokratie – 70 Jahre Rundfunk“, welche die Historische Kommission der ARD als Beilage zum Festakt veröffentlicht hat. Hier sind einige Fakten, Fotos und Zitate über die Entstehung des Grundgesetzes und die ersten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zusammengefasst.

Weil Radio Bremen, der Bayerische Rundfunk, der Hessische Rundfunk und der Süddeutsche Rundfunk im Jahr 1949 in deutsche Hände übergeben wurden, feiert die ARD in diesem Jahr 70 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Auch der Südwestfunk nahm im Jahr der Verabschiedung des Grundgesetzes den Sendebetrieb auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Sender in Bremen, Frankfurt, Stuttgart, München und Baden-Baden zunächst von den Alliierten betrieben worden. Vor allem die Briten und Amerikaner hatten sich gegen den Widerstand deutscher Politiker dafür eingesetzt, den Rundfunk den gesellschaftlichen Gruppen und Kräften zu überantworten und nicht den jeweiligen Landesregierungen.

Die Dokumentation des Festaktes in voller Länge finden Sie hier:

Veranstaltung "MITTENDRIN – 70 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk", 15.04.2019 in Hamburg, Podium. | Bildquelle: NDR/Morris Mac Matzen
15.04.2019 103 Min

Veranstaltung „MITTENDRIN – 70 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk“, 15.04.2019 in Hamburg, Podium. | Bildquelle: NDR/Morris Mac Matzen | mehr…

Bei seiner Festrede in Hamburg betonte EBU-Präsident und BBC-Generaldirektor Tony Hall, der öffentlich-rechtliche Rundfunk gründe in Deutschland auf den gleichen Prinzipien wie im Vereinigten Königreich: „dem Auftrag, alle Menschen zu erreichen; alle Standpunkte widerzuspiegeln und abzubilden; sicherzustellen, dass allen Stimmen und Perspektiven Gehör verschafft wird.“ Der BBC-Chef weiter: „Unabhängigkeit, Unvoreingenommenheit, Universalität. Dies sind die Werte, hinter die sich alle, die an der Gründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland beteiligt waren, gestellt haben.“ Diese Werte zu erhalten, sei heute wichtiger denn je, da Desinformation eine der größten Gefahren für unsere Demokratien darstelle, so Hall weiter: „Tatsache ist, dass die Wahrheit heute stärker unter Beschuss steht als je zuvor in den vergangenen 70 Jahren. Es war nie so schwer wie heute, Fakten von Fälschungen zu unterscheiden, Tatsachen von Behauptungen, Wahrheiten von glatten Lügen. Das ist wichtig, weil es in Demokratien auf diese Unterscheidung ankommt. Wenn man nicht auf die Wahrheit vertrauen kann, unterhöhlt das unsere Demokratie.“ Hall fuhr fort: „Das Gegenmittel ist klar: Es sind die vertrauenswürdigen, unvoreingenommenen Informationen, auf die sich öffentlich-rechtliche Medien verpflichtet haben. In Zeiten der Spaltung ist die Verantwortung öffentlich-rechtlicher Medien, alle Menschen zu erreichen, wesentlicher denn je. Dies schafft Zusammenhalt.“

Tony Hall. | Bildquelle: NDR/Morris Mac Matzen

An der Podiumsdiskussion, die von der ARD-Journalistin Anja Reschke moderiert wurde, nahmen neben Tony Hall, der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm, die Vorstandsvorsitzende von Gruner+Jahr, Julia Jäkel, sowie Carsten Brosda, der Senator für Kultur und Medien Hamburg, teil.

Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm betonte, dass die Werte, nach denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland gegründet wurde, auch heute noch aktuell sind: „Als vor 70 Jahren der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland gegründet wurde, hat noch niemand geahnt, wie rasant sich die Technik und unsere Gesellschaften weiterentwickeln würden. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Werte, die unsere Gründer damals geleitet haben, heute in der globalisierten digitalen Welt nichts an ihrer Bedeutung verloren haben. Dazu gehören vor allem die Unabhängigkeit, Verlässlichkeit, Vielfalt, Verantwortung und Teilhabe sowie die Nähe zur Lebenswirklichkeit der Menschen in den einzelnen Regionen.“

Mit Blick auf den digitalen Wandel, so Wilhelm, sei die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sogar gewachsen: „Mehr denn je brauchen wir auch heute einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der in der Mitte der Gesellschaft verankert ist und der ein Gegengewicht schafft zur vielfaltsverengenden Wirkung von Filterblasen im Netz. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nach wie vor ein unverzichtbarer Garant von Vielfalt.“

Ulrich Wilhelm. | Bildquelle: NDR/Morris Mac Matzen

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